Bevor Sie Ihrem Hund CBD geben, sollten Sie nicht einfach eine Flasche von der Menschenabteilung im Laden nehmen und ein paar Tropfen ins Futter tropfen. Viele Besitzer denken, CBD ist wie ein natürliches Schmerzmittel - und das ist es auch. Aber Hunde reagieren anders als Menschen. Die Dosis, die Qualität und die Art der Anwendung können entscheidend sein - zwischen einer beruhigten, schmerzfreien Hunderunde und einem kranken Hund, der sich unwohl fühlt.
Was ist CBD überhaupt?
CBD steht für Cannabidiol. Es ist eine natürliche Verbindung aus der Hanfpflanze, die nicht berauscht. Im Gegensatz zu THC, dem psychoaktiven Stoff in Marihuana, wirkt CBD nicht auf das Belohnungssystem im Gehirn. Es interagiert stattdessen mit dem Endocannabinoid-System - einem komplexen Netzwerk von Rezeptoren, das bei Hunden wie bei Menschen für Gleichgewicht sorgt: bei Schlaf, Schmerzwahrnehmung, Entzündungen und Stressreaktionen.
Einige Studien, etwa die von der Colorado State University aus dem Jahr 2018, haben gezeigt, dass CBD bei Hunden mit Arthrose die Schmerzwahrnehmung deutlich senken kann. In dieser Studie bekamen 20 Hunde über vier Wochen täglich CBD-Öl. Fast 80 % zeigten eine signifikante Verbesserung der Mobilität. Das ist kein Zufall - es ist ein wissenschaftlich belegter Effekt.
Warum geben Hundebesitzer CBD?
Die häufigsten Gründe, warum Menschen CBD für ihre Hunde ausprobieren, sind:
- Arthrose oder Gelenkprobleme: Ältere Hunde mit steifen Gliedern profitieren oft von der entzündungshemmenden Wirkung.
- Angst und Stress: Bei Feuerwerksknall, Gewitter oder Trennungsangst kann CBD beruhigend wirken - ohne sedierende Nebenwirkungen wie bei Medikamenten.
- Epilepsie: Einige Tierärzte setzen CBD als Ergänzung zu konventionellen Antiepileptika ein, besonders wenn Medikamente nicht ausreichend wirken.
- Appetitlosigkeit: Bei Hunden mit Krebs oder nach einer Operation kann CBD den Appetit anregen.
- Chronische Schmerzen: Nach Operationen, Unfällen oder bei Bandscheibenproblemen.
Es ist wichtig zu verstehen: CBD ist kein Wundermittel. Es hilft nicht bei jeder Krankheit. Es unterstützt, lindert, stabilisiert - aber es heilt nicht Krebs oder heilt gebrochene Knochen.
Wie wählen Sie das richtige CBD-Produkt?
Nicht jedes CBD-Öl ist gleich. Der Markt ist voll von Produkten mit falschen Angaben, Schadstoffen oder zu wenig CBD. Hier sind drei Kriterien, die Sie prüfen müssen:
- Reinheit: Das Produkt muss frei von THC sein - oder maximal 0,2 %, wie in der EU vorgeschrieben. Suchen Sie nach Produkten mit einem Third-Party-Certificate of Analysis (CoA). Das ist ein Laborbericht, der zeigt, was wirklich in der Flasche ist.
- Trägeröl: Die beste Basis ist oft Hanföl oder Kokosöl. Vermeiden Sie Produkte mit künstlichen Aromen, Konservierungsstoffen oder Zucker.
- Extrakttyp: Es gibt drei Arten: Full-Spectrum (enthält alle Cannabinoide, auch Spuren von THC), Broad-Spectrum (alle Cannabinoide außer THC) und Isolat (nur CBD). Für Hunde ist Broad-Spectrum oft die beste Wahl: Es nutzt die sogenannte Entourage-Wirkung (zusammenwirkende Stoffe) ohne das Risiko von THC.
Ein Beispiel: Ein Produkt mit 500 mg CBD in 30 ml Flasche hat eine Konzentration von etwa 16,7 mg pro ml. Das ist eine gängige Stärke für kleine bis mittelgroße Hunde.
Wie viel CBD bekommt Ihr Hund?
Es gibt keine einheitliche Dosierung - aber es gibt eine sichere Richtlinie, die Tierärzte und Forscher empfehlen:
- Startdosis: 0,1 bis 0,2 mg CBD pro Kilogramm Körpergewicht, zweimal täglich.
- Beispiel: Ein 20 kg schwerer Hund bekommt 2 bis 4 mg CBD pro Dosis, also 4 bis 8 mg pro Tag.
Beginnen Sie immer mit der niedrigsten Dosis. Beobachten Sie Ihr Tier 3-5 Tage. Wenn keine Wirkung spürbar ist, erhöhen Sie langsam um 0,1 mg pro kg. Die meisten Hunde reagieren gut zwischen 0,2 und 0,5 mg pro kg pro Tag. Höhere Dosen können zu Schläfrigkeit, Durchfall oder Übelkeit führen.
Einige Hersteller geben Dosierempfehlungen auf der Flasche an - aber die sind oft für Menschen berechnet. Vergleichen Sie immer mit der mg pro kg Angabe, nicht mit der „Hundegröße“-Tabelle.
Was sind mögliche Nebenwirkungen?
CBD ist bei Hunden im Allgemeinen gut verträglich. Aber wie jedes Supplement kann es unerwünschte Effekte haben:
- Leichte Schläfrigkeit: Das ist normal, besonders zu Beginn. Geht meist nach einigen Tagen zurück.
- Erhöhter Durst: CBD kann die Speichelproduktion beeinflussen. Stellen Sie immer frisches Wasser bereit.
- Leichter Durchfall: Kann durch das Trägeröl oder eine zu hohe Dosis entstehen.
- Veränderte Leberwerte: Bei langfristiger Einnahme sollten Sie einmal jährlich die Leberwerte Ihres Hundes checken lassen - besonders wenn er auch andere Medikamente nimmt.
Wenn Ihr Hund nach der ersten Gabe ungewöhnlich lethargisch wirkt, sich übergeben muss oder nicht mehr trinkt - stoppen Sie sofort und rufen Sie Ihren Tierarzt an.
Wann ist CBD keine gute Idee?
Nicht jeder Hund sollte CBD bekommen:
- Schwangere oder stillende Hündinnen: Die Wirkung auf Welpen ist nicht ausreichend erforscht.
- Hunde mit schweren Lebererkrankungen: CBD wird in der Leber abgebaut - bei geschädigter Leber kann es sich anreichern.
- Hunde, die andere Medikamente nehmen: CBD kann die Wirkung von Blutverdünnern, Epilepsie-Medikamenten oder Beruhigungsmitteln beeinflussen. Hier ist eine Absprache mit dem Tierarzt Pflicht.
- Hunde mit sehr niedrigem Blutdruck: CBD kann den Blutdruck weiter senken.
Wenn Ihr Hund chronisch krank ist oder regelmäßig Medikamente nimmt - fragen Sie immer zuerst Ihren Tierarzt. CBD ist kein Ersatz für eine Diagnose.
Wie geben Sie CBD richtig?
Die einfachste Methode ist das Öl direkt unter die Zunge oder auf das Zahnfleisch tropfen - so wird es am schnellsten aufgenommen. Alternativ mischen Sie es ins Futter. Aber Achtung: Fettreiche Mahlzeiten verbessern die Aufnahme. Geben Sie CBD also nicht auf leeren Magen, wenn es im Futter ist.
Einige Hunde mögen den Geschmack nicht. Dann probieren Sie CBD-Hundekekse - aber achten Sie auf die Zutatenliste. Viele enthalten Zucker, Getreide oder künstliche Zusätze. Suchen Sie nach Produkten mit maximal 2-3 Zutaten: CBD-Öl, Hafermehl, Erdnussbutter (ohne Xylit!).
Verwenden Sie immer eine Pipette mit Milliliter-Markierungen. Schätzen Sie nicht. Ein Tropfen ist nicht gleich ein Tropfen - je nach Viskosität des Öls kann das zwischen 0,05 ml und 0,1 ml liegen.
Wie lange dauert es, bis es wirkt?
Bei oraler Gabe (Futter oder Öl unter die Zunge) braucht CBD 30 bis 90 Minuten, bis es wirkt. Die Wirkung hält 4 bis 8 Stunden an. Bei wiederholter Gabe über Tage oder Wochen baut sich eine kumulative Wirkung auf - das bedeutet: Die Effekte werden stärker und länger, nicht sofort.
Einige Besitzer erwarten nach der ersten Gabe sofortige Linderung. Das ist unrealistisch. CBD wirkt wie eine langfristige Stabilisierung - nicht wie ein Schmerzmittel, das innerhalb von Minuten wirkt.
Wo kaufen Sie CBD für Hunde?
Vermeiden Sie Amazon, Discountläden oder unklare Online-Shops. Viele Produkte dort enthalten gar kein CBD oder zu viel THC. Suchen Sie nach spezialisierten Anbietern, die:
- deutsch- oder europäisch produziertes CBD anbieten (bessere Kontrolle)
- klare CoAs auf ihrer Website veröffentlichen
- keine „Tierarzt-empfohlen“-Claims ohne Nachweis verwenden
- ihre Produkte auf Schwermetalle, Pestizide und Schimmelpilze testen
Einige vertrauenswürdige Marken in Deutschland sind: Hempura, Canis Pet, True Hemp oder Green Garden Pets. Sie alle liefern CoAs und haben Kundenbewertungen mit Fotos von Hunden, die tatsächlich CBD bekommen.
Was sagt der Tierarzt dazu?
Einige Tierärzte sind skeptisch, andere nutzen CBD schon seit Jahren. Die große Mehrheit sagt: „Wenn es gut ist und Ihr Tier profitiert - dann ist es eine sinnvolle Ergänzung.“ Aber: Sie dürfen CBD nicht verschreiben. Es ist kein zugelassenes Tierarzneimittel in der EU - sondern ein Nahrungsergänzungsmittel.
Das bedeutet: Sie müssen selbst die Verantwortung tragen. Dokumentieren Sie, was Sie geben, wie viel und wie Ihr Hund reagiert. Bringen Sie diese Notizen zum nächsten Tierarzttermin mit. So können Sie gemeinsam entscheiden, ob es weiterhilft.
Was passiert, wenn Ihr Hund zu viel CBD bekommt?
Ein Überdosis ist selten tödlich, aber unangenehm. Symptome: extreme Schläfrigkeit, Schwäche, unkoordinierte Bewegungen, Erbrechen, Durchfall. In schweren Fällen kann es zu einem niedrigen Blutdruck oder Atemdepression kommen.
Wenn Sie vermuten, dass Ihr Hund zu viel bekommen hat - rufen Sie sofort Ihren Tierarzt an oder die Notfalltierklinik. Bringen Sie die Flasche mit. So weiß der Tierarzt, was genau eingenommen wurde.
Die gute Nachricht: Die meisten Hunde erholen sich innerhalb von 8-12 Stunden, wenn sie ruhig gehalten und mit Wasser versorgt werden.
Was ist der nächste Schritt?
Wenn Sie sich entschieden haben, CBD auszuprobieren:
- Wählen Sie ein Produkt mit Broad-Spectrum und CoA.
- Berechnen Sie die Startdosis: 0,1 mg pro kg Körpergewicht, zweimal täglich.
- Verabreichen Sie es nach einer Mahlzeit.
- Beobachten Sie 5 Tage genau: Verhalten, Beweglichkeit, Appetit, Schlaf.
- Notieren Sie alles - in einem einfachen Tagebuch.
- Sprechen Sie nach 2 Wochen mit Ihrem Tierarzt darüber.
CBD kann ein Werkzeug sein - aber kein Ersatz für eine gute Ernährung, regelmäßige Bewegung und medizinische Versorgung. Wenn Ihr Hund Schmerzen hat, suchen Sie nach der Ursache. CBD kann helfen, den Weg dorthin leichter zu machen - aber nicht den Weg ersetzen.