Gesundheit und Wellness

Sind Alkoholtinkturen sicher? Alles über Cannabis-Wein und alkoholische Extrakte

Saskia Müller

Saskia Müller

Sind Alkoholtinkturen sicher? Alles über Cannabis-Wein und alkoholische Extrakte

Wenn du schon mal von Cannabis-Wein oder alkoholischen Tinkturen gehört hast, fragst du dich vielleicht: Alkoholtinkturen sind sicher? Die Antwort ist nicht einfach ja oder nein. Es hängt von vielen Faktoren ab - wie du sie herstellst, wie viel du nimmst, und ob du gesund bist oder Medikamente einnimmst. Viele Menschen greifen zu Tinkturen, weil sie glauben, sie seien eine „natürlichere“ Alternative zu Tabletten oder Rauchen. Aber Natur bedeutet nicht automatisch ungefährlich.

Was genau sind Alkoholtinkturen?

Alkoholtinkturen sind Konzentrate, die aus Pflanzen wie Cannabis, Kamille, Baldrian oder Ingwer hergestellt werden. Der Alkohol - meist hochprozentiger Ethanol - zieht die Wirkstoffe aus dem Pflanzenmaterial heraus. Bei Cannabis-Wein wird Cannabisblüten in Wein oder Wodka eingelegt, oft über mehrere Wochen. Der Alkohol löst THC und CBD aus den Blüten, sodass du die Wirkstoffe später in Tropfen oder Schlückchen aufnimmst. Das ist nicht dasselbe wie ein Bier oder ein Glas Rotwein. Das ist ein medizinisches Extrakt, das stark wirken kann.

Ein typisches Rezept für Cannabis-Tinktur: 10 Gramm getrocknete Blüten, 500 Milliliter 40%iger Wodka, 4-6 Wochen im Dunkeln ziehen lassen, dann abseihen. Das Ergebnis: eine Flasche mit einer THC-Konzentration von bis zu 200 mg pro Milliliter. Ein einziger Tropfen kann mehr als 10 mg THC enthalten - das ist so viel wie ein ganzer Joint. Und das merkst du nicht sofort.

Warum ist die Wirkung so schwer einzuschätzen?

Bei Cannabis-Wein oder Tinkturen wirkt THC nicht wie beim Rauchen. Beim Einnehmen über den Magen wird es erst in der Leber umgewandelt - in 11-Hydroxy-THC. Diese Form ist stärker und wirkt länger. Du fühlst dich vielleicht nach 30 Minuten nur leicht schwindelig. Nach einer Stunde kommt die volle Wirkung - und die kann dich komplett aus der Bahn werfen. Viele Menschen denken: „Ich hab nur ein paar Tropfen genommen.“ Aber ein Tropfen ist kein Tropfen. Es gibt keine Standard-Dosis. Jede Tinktur ist anders.

Ein Bericht aus dem Jahr 2023 aus dem Deutschen Institut für Suchtforschung dokumentierte 17 Notaufnahmen in Nordrhein-Westfalen, die direkt mit dem Konsum von selbstgemachten Cannabis-Tinkturen zusammenhingen. Die meisten Patienten waren zwischen 20 und 35 Jahre alt. Sie hatten „nur ein bisschen“ genommen - und lagen danach mit Herzrasen, Panikattacken und Erbrechen im Krankenhaus.

Wer sollte sie meiden?

Nicht jeder kann Alkoholtinkturen vertragen. Besonders gefährdet sind:

  • Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen - THC erhöht den Puls und den Blutdruck
  • Personen, die Antidepressiva, Beruhigungsmittel oder Schlafmittel einnehmen - die Kombination mit Alkohol kann lebensgefährlich sein
  • Schwangere und stillende Frauen - THC gelangt in die Muttermilch und beeinflusst die Gehirnentwicklung des Babys
  • Unter 25-Jährige - ihr Gehirn ist noch in Entwicklung; THC kann die kognitive Leistung langfristig beeinträchtigen
  • Menschen mit Psychosen oder familiärer Vorgeschichte von Schizophrenie - Cannabis kann Auslöser sein

Und selbst wenn du gesund bist: Was ist, wenn du morgen eine Prüfung hast? Oder ein Auto fahren musst? Die Wirkung kann 8-12 Stunden anhalten. Du fühlst dich vielleicht „normal“, aber deine Reaktionszeit ist um 30-40 % langsamer - das ist so, als hättest du zwei Gläser Wein getrunken.

Junge Person mit Panik auf dem Badezimmerboden, umgeben von psychischen Wirkungswellen.

Wie sicher ist die Herstellung zu Hause?

Die meisten Menschen machen Tinkturen selbst - im Küchenschrank, mit billigem Wodka aus dem Supermarkt. Aber hier lauern Risiken:

  • Verunreinigungen: Wenn du Cannabis aus dem Straßenhandel nimmst, könnte es mit Schimmelpilzen, Pestiziden oder sogar Fungiziden belastet sein. Alkohol löst auch diese Giftstoffe heraus.
  • Unkontrollierte Dosis: Kein Label, keine Analyse, kein Hinweis auf THC-Gehalt. Du rätst einfach.
  • Alkoholqualität: Billiger Wodka enthält oft Methanol - das ist giftig. Selbst kleine Mengen können zu Blindheit oder Nierenversagen führen.
  • Hygiene: Ein verschmutztes Gefäß oder kein sauberes Sieb - und du trinkst Bakterien mit.

Ein Test von 12 selbstgemachten Cannabis-Tinkturen aus deutschen Privathaushalten im Jahr 2024 ergab: 9 von 12 enthielten Schadstoffe über den gesetzlichen Grenzwerten. Drei davon hatten Methanol - und zwar in Mengen, die bei längerem Konsum zu chronischen Nervenschäden führen können.

Was ist mit Cannabis-Wein aus dem Laden?

Im deutschen Recht ist Cannabis-Wein - egal ob selbstgemacht oder gekauft - grundsätzlich illegal. Nur zugelassene Medikamente wie Sativex oder Epidiolex sind erlaubt, und die enthalten keine Alkoholbasis. Du findest Produkte mit dem Namen „Cannabis-Wein“ online, aber die sind oft nur alkoholische Getränke mit Aromen, nicht mit echtem THC. Andere sind schlicht Betrug. Es gibt keine kontrollierte Produktion, keine Qualitätskontrolle, keine Etikettierung. Wer dir sagt, er verkaufe „legalen Cannabis-Wein“, lügt.

Vergleich: unsichere selbstgemachte Tinktur neben zertifiziertem CBD-Öl mit klarem Etikett.

Was ist die sicherste Alternative?

Wenn du die Wirkung von Cannabis suchst, ohne Alkohol und Risiko, gibt es bessere Wege:

  • Öle mit CBD: Hochwertige CBD-Öle mit Zertifikat (z.B. aus der EU) enthalten keine THC-Überschüsse und keinen Alkohol. Die Dosierung ist klar.
  • Tabletten mit THC/CBD: Nur mit Rezept, aber genau dosiert und geprüft. Zum Beispiel Sativex bei Multipler Sklerose.
  • Verdampfen (Vaping): Wenn du rauchen willst, ist Dampfen die sicherste Methode - kein Rauch, keine Verbrennungsprodukte, schnelle Wirkung, bessere Dosierung.

Die Wirkung von CBD-Öl ist sanfter, es macht nicht high, und es ist in Deutschland legal, solange der THC-Gehalt unter 0,2 % liegt. Du findest es in Apotheken oder seriösen Online-Shops mit Prüfzertifikaten.

Was tun, wenn du schon zu viel genommen hast?

Wenn du eine Tinktur genommen hast und dich plötzlich überwältigt fühlst - Panik, Herzrasen, Übelkeit - dann:

  1. Atme tief und langsam. Zähle bis 10 bei jedem Atemzug.
  2. Trinke Wasser. Nicht Alkohol, nicht Kaffee - das verschlimmert es.
  3. Setz dich hin, bleibe ruhig. Ein dunkler, ruhiger Raum hilft.
  4. Wenn du dich nicht mehr orientieren kannst, dich übel fühlst oder Krämpfe bekommst: Ruf den Notarzt. Sag klar: „Ich habe eine Cannabis-Tinktur genommen.“

Es gibt keine Gegenmittel. Die Wirkung vergeht - aber nur mit Zeit. Und mit Ruhe.

Fazit: Sicher? Nur unter strengen Bedingungen

Alkoholtinkturen aus Cannabis sind nicht per se unsicher - aber sie sind extrem riskant, wenn du sie selbst herstellst, unkontrolliert nimmst oder unter gesundheitlichen Risiken stehst. Die Mischung aus Alkohol und THC ist eine Zeitbombe, besonders wenn du keine Ahnung hast, wie viel du eigentlich konsumierst. Selbst „natürliche“ Produkte können giftig sein. Wenn du die Wirkung von Cannabis suchst, dann wähle einen sicheren, legalen und kontrollierten Weg. Nicht alles, was alt oder „traditionell“ klingt, ist auch gesund.

Sind Alkoholtinkturen mit Cannabis legal in Deutschland?

Nein. Cannabis-Wein und alkoholische Cannabis-Tinkturen sind in Deutschland illegal, egal ob sie selbst hergestellt oder gekauft wurden. Nur zugelassene Medikamente mit THC oder CBD, wie Sativex oder Epidiolex, sind mit Rezept erlaubt. Produkte, die als „Cannabis-Wein“ verkauft werden, enthalten meist gar kein echtes THC oder sind Betrug.

Kann man Alkoholtinkturen mit Medikamenten kombinieren?

Nein, das ist gefährlich. Alkohol verstärkt die Wirkung von Beruhigungsmitteln, Schlafmitteln, Antidepressiva und Schmerzmitteln. Die Kombination mit THC kann zu Atemdepression, Bewusstlosigkeit oder Herzrhythmusstörungen führen. Selbst bei geringen Dosen ist das Risiko hoch. Sprich mit deinem Arzt, bevor du irgendetwas mit Alkohol und Cannabis mischst.

Wie lange hält die Wirkung von Cannabis-Tinktur an?

Die Wirkung setzt nach 30-90 Minuten ein und kann bis zu 12 Stunden anhalten. Im Gegensatz zum Rauchen wirkt sie länger und intensiver, weil der Körper THC in eine stärkere Form umwandelt. Du fühlst dich vielleicht nach 3 Stunden „normal“, aber deine Reaktionsfähigkeit ist noch immer beeinträchtigt - besonders beim Fahren oder Maschinenbedienen.

Wie erkenne ich eine sichere CBD-Tinktur?

Eine sichere CBD-Tinktur hat ein Laborzertifikat (COA), das den CBD- und THC-Gehalt genau angibt. Der THC-Wert muss unter 0,2 % liegen, und es darf kein Alkohol enthalten sein. Die Zutatenliste sollte nur CBD-Öl und ein Trägeröl wie Hanföl oder Olivenöl enthalten. Vermeide Produkte mit „Alkohol“ oder „Ethanol“ in der Liste - das ist keine Tinktur, das ist ein Risiko.

Warum ist Cannabis-Wein gefährlicher als Rauchen?

Beim Rauchen weißt du, wie viel du einnimmst - du stoppst, wenn du dich high fühlst. Bei Tinkturen ist die Dosis unkontrollierbar, die Wirkung verzögert und viel stärker. Außerdem ist Alkohol ein Zellgift, der die Leber belastet und die Aufnahme von THC im Körper verändert. Die Kombination erhöht das Risiko für Leberschäden, Herzprobleme und psychische Reaktionen deutlich.