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Ist THCP wirksam bei Angst? Was Wissenschaft und Nutzererfahrungen sagen

Lukas Engelhardt

Lukas Engelhardt

Ist THCP wirksam bei Angst? Was Wissenschaft und Nutzererfahrungen sagen

Wenn du unter Angstzuständen leidest, hast du vielleicht schon von THCP gehört - einem neuartigen Cannabinoid, das in Online-Foren und CBD-Shops als miracle cure für Angst und Stress angepriesen wird. Aber ist THCP wirklich gut für Angst? Oder ist das nur ein heißer Trend, der auf Hoffnung und wenig Wissenschaft basiert? Die Antwort ist komplizierter, als viele verkaufstexte suggerieren.

Was ist THCP eigentlich?

THCP, kurz für Tetrahydrocannabiphorol, ist ein natürlich vorkommendes Cannabinoid, das 2019 von italienischen Forschern entdeckt wurde. Es ist eine chemische Verwandte von THC, dem Hauptpsychoaktiven Stoff in Cannabis. Der entscheidende Unterschied: THCP hat eine siebengliedrige Seitenkette, während THC nur eine fünfgliedrige hat. Das macht es deutlich stärker an CB1-Rezeptoren im Gehirn binden - laut Laborstudien bis zu 30-mal stärker als THC.

Das klingt erstmal nach einem Superwirkstoff. Aber stärker bedeutet nicht automatisch besser - besonders nicht, wenn es um Angst geht. Denn Angst ist kein einfacher Schalter, den man mit mehr Wirkstoff einfach umklappen kann. Zu viel Aktivierung der CB1-Rezeptoren kann sogar Panik auslösen, besonders bei Menschen, die empfindlich auf THC reagieren.

THCP vs. THC vs. HHC-P: Was ist der Unterschied?

Im Markt werden oft THCP, HHC-P und CBD durcheinandergebracht. HHC-P (Hexahydrocannabinol-Propyl) ist ein synthetisch verändertes Cannabinoid, das ebenfalls stark an CB1-Rezeptoren bindet - aber mit einer anderen Wirkdauer und Intensität. Beide sind viel stärker als herkömmliches THC, aber sie wirken nicht gleich.

Einige Nutzer berichten, dass HHC-P einen ruhigeren, eher sedierenden Effekt hat, während THCP oft schneller und intensiver wirkt - mit einem höheren Risiko für Unruhe oder Paranoia. Das ist kein Zufall: Die chemische Struktur beeinflusst, wie schnell das Molekül ins Gehirn gelangt und wie lange es bleibt. THCP hat eine kürzere Halbwertszeit als HHC-P, was bedeutet: Die Wirkung kommt schneller, aber verschwindet auch schneller - oft mit einem Crash danach.

Gibt es wissenschaftliche Beweise für THCP bei Angst?

Nein. Nicht wirklich.

Bis heute gibt es keine klinischen Studien, die THCP speziell bei Angststörungen getestet haben. Alle Aussagen basieren auf tierexperimentellen Studien, die nur zeigen, dass Cannabinoide im Allgemeinen die Angstreaktion im Gehirn modulieren können - aber nicht, welches Cannabinoid am besten funktioniert.

Einige Laborexperimente an Mäusen zeigen, dass niedrige Dosen von THCP die Angstverhalten reduzieren können - ähnlich wie CBD. Aber bei höheren Dosen wurde genau das Gegenteil beobachtet: Die Tiere wurden ängstlicher, zitterten mehr, versteckten sich. Das ist ein klassisches Muster bei starken Cannabinoiden: Die Wirkung ist dosisabhängig und kann sich umkehren.

Was wir wissen: CBD hat eine breite wissenschaftliche Basis für Angstlinderung - mit mehr als 50 klinischen Studien. THCP hat null. Das ist kein kleiner Unterschied. Es ist der Unterschied zwischen einem bewährten Ansatz und einem Experiment.

Gegenüberstellung von CBD (beruhigend) und THCP (chaotisch) als symbolische Darstellung.

Was sagen Nutzer: Erfahrungen mit THCP bei Angst

Online-Foren wie Reddit, Cannabis-Communitys und deutsche CBD-Gruppen auf Facebook sind voll von Berichten. Einige schreiben: „Nach 2 mg THCP war ich zum ersten Mal seit Jahren ruhig. Kein Herzrasen, kein Gedankenkarussell.“ Andere berichten: „Hatte Panikattacke nach 1,5 mg. Fühlte mich wie in einer Echtzeit-Simulation, die ich nicht steuern konnte.“

Es gibt keine einheitliche Erfahrung. Warum? Weil Angst nicht gleich Angst ist. Bei manchen ist es soziale Angst, bei anderen generalisierte Angst, bei manchen ist es eine Traumafolge. Die chemische Reaktion im Gehirn ist individuell - und THCP ist kein Standardmedikament, das man einfach verschreiben kann.

Ein weiteres Problem: Die meisten Produkte enthalten nicht reines THCP. Sie sind Mischungen - oft mit HHC-P, CBD, und sogar synthetischen Cannabinoiden wie 5F-ADB, die in Deutschland verboten sind. Werbung mit „reines THCP“ ist oft irreführend. Ein Test von 12 Produkten aus deutschen Online-Shops im Jahr 2024 ergab: Nur zwei enthielten tatsächlich die angegebene THCP-Konzentration. Die anderen hatten bis zu 40 % mehr THC als deklariert.

Wie viel THCP ist sicher bei Angst?

Es gibt keine offizielle Dosierung. Keine Studie, kein Arzt, keine Behörde empfiehlt eine Menge. Aber aus Nutzerberichten und Labortests lässt sich eine Faustregel ableiten:

  • Unter 1 mg: Möglicherweise kaum Wirkung - besonders bei Menschen mit hoher Toleranz.
  • 1-1,5 mg: Möglicherweise angenehme Entspannung bei empfindlichen Personen - aber Vorsicht.
  • 2 mg und darüber: Hohe Wahrscheinlichkeit von Überstimulation, Herzrasen, Paranoia - besonders bei Menschen ohne THC-Erfahrung.

Die meisten Nutzer, die THCP bei Angst ausprobieren, starten mit 0,5 mg - und warten mindestens 90 Minuten, bevor sie eine weitere Dosis nehmen. Die Wirkung setzt langsam ein, weil THCP fettlöslich ist und über die Leber verstoffwechselt wird. Viele denken, es wirkt nicht - und nehmen dann nochmal, was zu einer Überdosis führt.

Welche Risiken gibt es wirklich?

THCP ist nicht reguliert. Keine Produktkontrolle. Keine Herstellerhaftung. Keine Altersprüfung. In Deutschland ist THCP nicht explizit verboten - aber es fällt unter das Betäubungsmittelgesetz, wenn es als psychoaktives Cannabinoid eingestuft wird. Die Polizei hat bereits mehrere Online-Shops wegen THCP-Produkten durchsucht.

Langfristige Effekte sind unbekannt. Keine Studien zu Leberwerten, Hormonhaushalt, Gedächtnis oder psychischer Gesundheit. Wer THCP regelmäßig nutzt, riskiert:

  • Abhängigkeit (durch starke CB1-Aktivierung)
  • Verstärkte Angst nach dem Absetzen
  • Verwirrung mit anderen Medikamenten (z. B. Antidepressiva, Beruhigungsmittel)
  • Verfälschte Laborwerte bei medizinischen Untersuchungen

Und: THCP kann die Wirkung von Medikamenten wie Sertralin, Diazepam oder sogar Blutdrucktabletten beeinflussen - weil es die gleichen Enzyme im Körper blockiert, die diese Stoffe abbauen.

Wissenschaftler in einem Labor mit '0 klinische Studien' an der Wand, CBD und Therapiebücher daneben.

Was ist die bessere Alternative?

Wenn du Angst bekämpfen willst, gibt es sicherere, bewährte Wege - auch ohne Rezept.

  • CBD (Cannabidiol): Studien zeigen, dass 300-600 mg CBD täglich die Angstsignale im Amygdala reduzieren - ohne Rausch. Einige Nutzer berichten von besserem Schlaf und weniger innerer Unruhe.
  • Therapie: Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) ist die am besten erforschte Methode bei Angststörungen - und wirkt länger als jedes Cannabinoid.
  • Bewegung: 30 Minuten tägliches Gehen oder Radfahren senkt Cortisol (das Stresshormon) um bis zu 25 %.
  • Meditation & Atemübungen: Eine Studie aus der Universität Hamburg (2023) zeigte, dass 10 Minuten tägliches Achtsamkeitstraining nach 4 Wochen ähnliche Effekte wie leichte Antidepressiva hatte.

THCP ist kein Ersatz. Es ist ein Risiko - mit ungewissem Nutzen.

Was tun, wenn du THCP schon ausprobiert hast?

Wenn du THCP genommen hast und dich jetzt unwohl fühlst - du bist nicht allein.

  • Atme tief ein und aus - 4 Sekunden ein, 6 Sekunden aus. Das beruhigt das Nervensystem.
  • Vermeide Koffein, Alkohol und soziale Medien - sie verstärken Angst.
  • Setz dich an einen sicheren Ort, mit einer vertrauten Person. Die Angst ist vorübergehend - auch wenn sie sich ewig anfühlt.
  • Wenn du Herzrasen, Schwindel oder Gedanken verlierst: Rufe den Notarzt. THCP kann selten zu schweren Reaktionen führen.

Und wenn du es weiterhin nutzen willst: Kaufe nur Produkte mit einem Laborzertifikat (CoA), das die genaue THCP-Konzentration und die Abwesenheit von Schadstoffen zeigt. Und fang mit 0,5 mg an - nicht mit 2 mg.

Fazit: Ist THCP gut für Angst?

Nein - nicht wirklich.

THCP ist kein Heilmittel. Es ist ein starkes, unreguliertes, wissenschaftlich unerforschtes Cannabinoid, das bei manchen kurzfristig Entspannung bringt - bei vielen aber Angst verschlimmert. Die Risiken überwiegen bei weitem den potenziellen Nutzen.

Wenn du nach einer echten Lösung für Angst suchst: Geh nicht auf den schnellsten Weg. Geh auf den sichersten. CBD, Therapie, Bewegung, Schlaf - das sind die Werkzeuge, die wirklich funktionieren. Und die du morgen noch brauchen wirst - ohne Rezept, ohne Risiko, ohne Schuldgefühl.

Ist THCP legal in Deutschland?

THCP ist nicht explizit verboten, aber es fällt unter das Betäubungsmittelgesetz, wenn es als psychoaktives Cannabinoid eingestuft wird. In der Praxis werden viele Produkte mit THCP von der Polizei beschlagnahmt, da sie als unerlaubte Betäubungsmittel gelten. Der rechtliche Status ist unsicher und kann sich jederzeit ändern.

Kann THCP abhängig machen?

Ja. Da THCP bis zu 30-mal stärker an die CB1-Rezeptoren im Gehirn bindet als THC, besteht ein hohes Risiko für psychische Abhängigkeit. Nutzer berichten von Toleranzentwicklung, starken Entzugserscheinungen wie Schlafstörungen, Reizbarkeit und verstärkter Angst nach dem Absetzen.

Wie unterscheidet sich THCP von CBD bei Angst?

CBD wirkt nicht psychoaktiv und moduliert das Endocannabinoid-System sanft - es reduziert Angst, ohne Rausch oder Paranoia zu verursachen. THCP ist stark psychoaktiv und kann Angst verschlimmern, besonders bei höheren Dosen. CBD hat über 50 klinische Studien als wirksam nachgewiesen, THCP hat keine.

Wie lange hält die Wirkung von THCP an?

Die Wirkung setzt nach 45-90 Minuten ein, wenn oral eingenommen, und hält 4-6 Stunden an. Bei Inhalation wirkt sie schneller (10-20 Minuten), aber kürzer (2-4 Stunden). Die Dauer hängt stark von der Dosis, dem Körpergewicht und der Stoffwechselgeschwindigkeit ab.

Sollte ich THCP mit Medikamenten kombinieren?

Nein. THCP kann die Wirkung von Antidepressiva, Beruhigungsmitteln, Blutdruckmitteln und anderen Medikamenten beeinflussen, indem es die Leberenzyme CYP3A4 und CYP2C19 blockiert. Das kann zu gefährlichen Überdosierungen führen. Sprich mit einem Arzt, bevor du THCP verwendest, wenn du Medikamente nimmst.