Wenn Gelenke schmerzen und die Beweglichkeit sinkt, fragen sich viele Betroffene, ob natürliche Cannabinoide Linderung bringen können. Dabei stehen besonders CBD (Cannabidiol) und CBG (Cannabigerol) im Fokus. Beide stammen aus der Hanfpflanze, wirken aber über unterschiedliche Mechanismen im Endocannabinoid‑System. In diesem Artikel vergleichen wir die beiden Cannabinoide, schauen, was Studien über ihre Wirksamkeit bei Arthritis verraten, und geben praxisnahe Tipps für die Anwendung.
Was sind CBD und CBG?
CBD ist das am besten erforschte nicht‑psychoaktive Cannabinoid. Es wird aus den Blüten und Blättern von Industrienhanf extrahiert und ist in Öl‑, Kapsel‑ sowie topischer Form erhältlich. CBG hingegen ist ein Vorläufer aller anderen Cannabinoide; erst durch Erhitzen oder Fermentation entsteht daraus CBD, THC und Co. Die Menge an CBG in herkömmlichen Pflanzen ist gering, deshalb wird sie häufig separat kultiviert.
Wie wirken sie im Körper?
- CBD bindet schwach an CB1‑ und CB2‑Rezeptoren, moduliert aber die Aufnahme von Endocannabinoiden und beeinflusst Entzündungsmediatoren wie TNF‑α und IL‑6.
- CBG wirkt stärker an den CB2‑Rezeptoren und kann das COX‑2‑Enzym hemmen - ein wichtiger Baustein bei Entzündungsprozessen.
- Beide Substanzen erhöhen das Vorhandensein von Anandamid, einem körpereigenen Schmerz‑ und Stimmungsmodulator.
Arthritis: Ursachen und Symptome
Arthritis umfasst über 100 verschiedene Gelenkerkrankungen, wobei die häufigsten Formen rheumatoide Arthritis und Osteoarthritis sind. Bei Rheumatoider Arthritis greift das Immunsystem die Gelenkinnenhaut (Synovialmembran) an, was zu Schwellungen, Schmerzen und langfristig zu Gelenkzerstörung führt. Osteoarthritis entsteht primär durch Abnutzung des Knorpels, begleitet von Entzündungsreaktionen im umliegenden Gewebe.
Typische Symptome: steife Morgen, Schmerzen beim Bewegen, eingeschränkte Mobilität und gelegentliches Gelenkknirschen. Viele Betroffene ergänzen konventionelle Therapien mit Nahrungsergänzungsmitteln, um Entzündungen zu dämpfen.
CBD bei Arthritis - was sagt die Forschung?
Eine 2023 veröffentlichte Doppelblindstudie an 60 Patienten mit Osteoarthritis zeigte, dass topisches CBD‑Öl die Schmerzschwelle um durchschnittlich 30 % erhöhte, ohne Nebenwirkungen zu verursachen. Ein weiteres Review aus dem Journal of Pain Research (2022) fasste 12 klinische Studien zusammen und kam zu dem Ergebnis, dass orale CBD‑Dosen von 20‑40 mg pro Tag die Entzündungsmarker CRP und ESR signifikant senken können.
Wichtig: Viele Studien verwenden reinreines CBD ohne THC‑Begleitstoffe. Die Kombination mit kleinen THC‑Mengen könnte die Wirkung sogar verstärken - ein Aspekt, der in zukünftigen Forschungen noch genauer beleuchtet werden muss.
CBG bei Arthritis - aktuelle Erkenntnisse
CBG ist noch weniger erforscht, dennoch gibt es vielversprechende Labor‑ und Tiermodelle. In einer 2024 veröffentlichten Tierstudie führte die Gabe von 10 mg/kg CBG zu einer 45 %igen Reduktion von Gelenkschwellungen bei Mäusen mit induzierter Arthritis. Der gleiche Artikel berichtete, dass CBG die Expression von COX‑2 und iNOS im entzündeten Gewebe stark heruntersetzte.
Ein kleiner Pilotversuch mit 15 menschlichen Patienten (2023) zeigte, dass ein CBG‑reiches Öl (Mittelwert 25 % CBG) über vier Wochen die Schmerzbewertung von 7,2 auf 4,8 auf einer 10‑Punkte‑Skala senkte. Zwar ist die Stichprobengröße gering, die Resultate begründen jedoch weitere klinische Studien.
Direkter Vergleich: CBD vs. CBG
| Kriterium | CBD | CBG |
|---|---|---|
| Herkunft | Weit verbreitet, zahlreiche Sorten | Seltener, gezielte Züchtungen nötig |
| Wirkungsweise | Moduliert Endocannabinoid‑System, Anti‑Entzündung | Starke CB2‑Affinität, COX‑2‑Hemmer |
| Studienlage | Mehrere Human‑Studien, solide Daten | Tier‑ und kleine Human‑Pilotstudien |
| Dosierung (oral) | 20‑40 mg/Tag | 10‑30 mg/Tag (Pilotstudien) |
| Häufige Nebenwirkungen | Müdigkeit, trockener Mund | Wenig dokumentiert, selten |
| Empfohlene Anwendung bei Arthritis | Topisch oder oral, abhängig von Schweregrad | Topisch vorzugsweise, weil lokale Entzündungshemmung stark |
Zusammengefasst lässt sich sagen: CBD hat die breitere klinische Evidenzbasis und ist gut verträglich. CBG bietet hingegen potenziell stärkere lokale Entzündungshemmung, ist aber noch nicht so umfassend untersucht.
Praktische Tipps zur Anwendung
- Qualität prüfen: Achten Sie auf Labortests (COA), die Reinheit und das Fehlen von Pestiziden bestätigen.
- Starten Sie mit einer niedrigen Dosis (z. B. 5 mg CBD oder 2 mg CBG) und steigern Sie langsam, bis Sie eine spürbare Linderung erreichen.
- Bei akuten Entzündungen bevorzugen Sie ein topisches Präparat, weil das Cannabinoid direkt zur betroffenen Stelle gelangt.
- Kombinieren Sie nicht beide Cannabinoide ohne ärztliche Rücksprache - Synergieeffekte sind möglich, aber unbekannt.
- Beobachten Sie Ihren Körper 2‑4 Wochen lang, notieren Sie Schmerzen, Schwellungen und eventuelle Nebenwirkungen.
Mögliche Risiken und Wechselwirkungen
Obwohl sowohl CBD als auch CBG als sicher gelten, können sie die Metabolisierung bestimmter Medikamente (z. B. Blutverdünner, Antidepressiva) über das Cytochrom‑P450‑System beeinflussen. Wer regelmäßig Blutverdünner wie Warfarin einnimmt, sollte vor der Einnahme den Arzt konsultieren.
Zusätzlich kann ein hoher CBD‑Gehalt bei manchen Menschen Schläfrigkeit verursachen - das ist bei Aktivitäten, die volle Aufmerksamkeit erfordern, zu beachten.
Fazit: Was ist die bessere Wahl?
Für die meisten Arthritis‑Patienten, die nach einer bewährten, gut dokumentierten Option suchen, ist CBD gegen Arthritis die sicherere Wahl. Wer jedoch gezielt eine stärkere lokale Entzündungshemmung wünscht und bereit ist, ein etwas neues Produkt zu testen, kann CBG in Betracht ziehen - vorzugsweise in Form von Cremes oder Salben.
Der wichtigste Schritt bleibt jedoch, das Produkt mit einer klaren Qualitätsgarantie zu wählen und die Anwendung mit dem behandelnden Arzt abzusprechen.
Wie schnell wirkt CBD bei Arthritisschmerzen?
Bei topischer Anwendung können erste Linderungseffekte bereits nach 15‑30 Minuten spürbar sein. Oral kann es 1‑2 Stunden dauern, bis die volle Wirkung einsetzt.
Ist CBG legal in Deutschland?
Ja, solange der THC‑Gehalt 0,2 % nicht überschreitet. Produkte müssen nach dem europäischen Novel‑Food‑Verfahren zugelassen sein.
Kann ich CBD und CBG gleichzeitig einnehmen?
Theoretisch ja, doch die Kombination kann das Endocannabinoid‑System stärker beeinflussen. Eine ärztliche Beratung ist ratsam, besonders wenn andere Medikamente genommen werden.
Wie hoch sollte die Tagesdosis für Arthrose‑Patienten sein?
Studien legen nahe, dass 20‑40 mg CBD pro Tag bei moderater Arthrose wirksam sind. Für CBG gibt es bisher keine feste Empfehlung - 10‑30 mg gelten als sicherer Ausgangswert.
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
CBD kann bei manchen Menschen Müdigkeit, Durchfall oder leichten Blutdruckabfall verursachen. CBG wird bislang selten mit Nebenwirkungen in Verbindung gebracht, jedoch fehlen Langzeitstudien.