Viele Menschen fragen sich, ob das beliebte CBD Leber-Thema nur ein Mythos ist oder ob wirklich eine Dosis existiert, die die Leber schädigen kann. Dieser Artikel erklärt, was die Forschung bisher sagt, welche Messgrößen relevant sind und wie du sichere Grenzen für deinen Alltag festlegen kannst.
Was ist CBD?
Cannabidiol (abgekürzt CBD) ist ein nicht‑psychoaktives Cannabinoid, das aus der Harzdrüse der Hanfpflanze (Cannabis sativa L.) gewonnen wird. Im Gegensatz zu THC verursacht es kein Rauschgefühl, wirkt aber entzündungshemmend, schmerzlindernd und angstlösend. Die wachsende Beliebtheit hat zu einer Flut von Produkten - Öle, Kapseln, Cremes - geführt, die sich stark in ihrer Konzentration unterscheiden.
Wie misst man Leberbelastung?
Lebergesundheit wird klinisch vor allem über Blutwerte bewertet. Die wichtigsten Marker sind:
- Alaninintransaminase (ALT) - steigt bei Zellschäden in der Leber.
- Aspartattransaminase (AST) - ebenfalls ein Indikator für Leberschäden, jedoch weniger leberspezifisch.
- Gamma‑Glutamyltransferase (GGT) - erhöht bei Alkohol‑ oder Medikamentenbelastung.
- Bilirubin - Anstieg weist auf eine gestörte Ausscheidung hin.
Ein signifikanter Anstieg dieser Enzyme (> 3‑‑mal des oberen Normalwerts) gilt als Hinweis auf eine mögliche Hepatotoxizität.
Studienlage: Tier‑ und Humanstudien zu Lebertoxizität
Die meisten Erkenntnisse stammen aus präklinischen Tierstudien. In einer Langzeitstudie an Ratten (National Toxicology Program, 2020) wurden tägliche Dosen von 400mgkg⁻¹ CBD verabreicht. Nach 90Tagen zeigten fast alle Tiere erhöhte ALT‑ und AST‑Werte, und histologische Untersuchungen zeigten mikrovaskuläre Degeneration.
Im Menschen gibt es bislang nur wenige klinische Studien, die jedoch wichtige Hinweise liefern:
- Miller etal. (2022) untersuchten 48 gesunde Probanden, die 20mgCBD zweimal täglich über 12Wochen einnahmen. Keine signifikante Veränderung der Leberwerte wurde beobachtet.
- Eine Beobachtungsstudie aus dem Vereinigten Königreich (2023) mit 309 Patienten, die therapeutisches CBD (30‑150mg/Tag) wegen Epilepsie einnahmen, berichtete bei 6% leichte ALT‑Erhöhungen; bei allen normalisierten die Werte nach Dosisreduktion.
- Ein retrospektiver Report aus den USA (2024) zeigte, dass Patienten mit bereits bestehenden Lebererkrankungen ein höheres Risiko für weitere Enzymerhöhungen hatten, wenn die tägliche Dosis > 300mg lag.
Zusammengefasst: Tierstudien weisen bei sehr hohen Dosen (≥400mgkg⁻¹) auf potenzielle Schäden hin, während Humanstudien bislang nur bei Dosierungen über 300mg pro Tag bei Risikopatienten leichte Anstiege der Leberwerte zeigten.

Praktische Dosierungsempfehlungen und Schwellenwerte
Für gesunde Erwachsene ohne Lebervorerkrankungen lässt sich ein sicherer Rahmen ableiten. Die nachfolgende Tabelle fasst aktuelle Forschungsergebnisse und regulatorische Empfehlungen zusammen.
Dosis (mg/Tag) | Gewicht (kg) | Leberrisiko laut Studien | Empfohlene Anwendung |
---|---|---|---|
≤20 | - | Kein nachweisbares Risiko | Entspannung, leichte Schmerzreduktion |
20‑100 | - | Geringes, beobachtetes Risiko (einzelne Fälle leichter ALT‑Erhöhung) | Chronische Schmerzen, Angstzustände |
100‑300 | - | Moderates Risiko bei Vorbelastungen (z.B. Alkohol, Medikamente) | Therapeutische Anwendung unter ärztlicher Aufsicht |
>300 | - | Erhöhtes Risiko für Leberenzyme‑Anstieg, besonders bei Lebererkrankungen | Nur bei akuter Indikation und engmaschiger Kontrolle |
Die meisten Experten empfehlen, die tägliche Dosis bei 20‑100mg zu halten, solange keine ärztliche Überwachung erfolgt. Wer höhere Dosen nutzt, sollte regelmäßige Bluttests (alle 3‑6Monate) einplanen.
Risikofaktoren und Wechselwirkungen
Einige Begleitfaktoren können die Leber stärker belasten:
- Alkoholkonsum - Alkohol induziert CYP‑450‑Enzyme, die den Metabolismus von CBD beeinflussen können. Kombiniert man beides, steigt die Belastung von ALT und AST deutlich.
- Medikamente, die über das Cytochrom‑P450‑System metabolisiert werden (z.B. Antikoagulantien, Antikonvulsiva), können in ihrer Konzentration durch CBD erhöht werden.
- Vorbestehende Lebererkrankungen (Fettleber, Hepatitis) reduzieren die Belastbarkeit und senken die Schwelle für toxische Effekte.
- Ungesunde Ernährung und Übergewicht erhöhen das Risiko für nicht‑alkoholische Fettleber (NAFLD), wodurch jede zusätzliche Belastung stärker wirkt.
Wenn du zu einer dieser Gruppen gehörst, ist es ratsam, vor dem Start einer CBD‑Therapie mit einem Arzt zu sprechen und die Dosierung eher im unteren Bereich zu wählen.

Warnsignale und wann du zum Arzt gehen solltest
Selbst wenn du die empfohlene Dosis nicht überschreitest, können individuelle Unterschiede zu Leberreaktionen führen. Achte auf:
- Unerklärliche Müdigkeit oder Schwäche
- Gelbfärbung von Haut oder Augen (Ikterus)
- Übelkeit, Erbrechen oder Appetitverlust
- Ungeklärte Erhöhung von Leberwerten bei Routineuntersuchungen
Bei Auftreten dieser Symptome solltest du die Einnahme sofort stoppen und einen Arzt aufsuchen. Ein Schnelltest für ALT/AST kann bereits in der Hausarztpraxis durchgeführt werden.
Fazit: Wie viel CBD ist sicher für die Leber?
Die aktuelle Evidenz legt nahe, dass niedrige bis moderate Dosen (≤100mg/Tag) bei gesunden Menschen kein signifikantes Leberschaden‑Risiko darstellen. Sobald du über 300mg pro Tag hinausschießt oder bereits Leberprobleme hast, steigt das Risiko deutlich. Der sicherste Weg ist, die Dosierung individuell zu prüfen, regelmäßig Blutwerte zu kontrollieren und mögliche Wechselwirkungen im Blick zu behalten.
Häufig gestellte Fragen
Verursacht CBD bei jedem Menschen Leberprobleme?
Nein. Bei üblichen Dosierungen (≤20mg täglich) zeigen Studien keine Leberwerte‑Veränderungen bei gesunden Menschen. Probleme treten meist erst bei sehr hohen Dosen oder bestehenden Lebererkrankungen auf.
Wie oft sollte ich meine Leberwerte prüfen, wenn ich CBD nehme?
Bei einer Dosis bis 100mg/Tag reicht ein Check alle 6‑12Monate. Bei höheren Dosen oder Risikofaktoren (Alkohol, Medikamente) empfiehlt sich ein Test alle 3‑6Monate.
Kann ich CBD zusammen mit meinem Blutverdünner (z.B. Warfarin) nehmen?
CBD kann das Cytochrom‑P450‑System hemmen und so die Konzentration von Warfarin erhöhen. Eine Kombination sollte nur unter ärztlicher Aufsicht und mit häufigerer INR‑Kontrolle erfolgen.
Gibt es Unterschiede zwischen CBD‑Öl und CBD‑Kapseln bezüglich der Leber?
Der Wirkstoff ist derselbe; die Form (Öl, Kapsel, Spray) beeinflusst die Bioverfügbarkeit, nicht jedoch das hepatotoxische Potenzial. Wichtig ist die Gesamtdosis, nicht das Darreichungsformat.
Wie lange dauert es, bis sich erhöhte Leberwerte nach zu viel CBD wieder normalisieren?
Nach Absetzen der hohen Dosis sinken ALT/AST in der Regel innerhalb von 2‑4Wochen wieder, sofern keine zugrundeliegende Lebererkrankung besteht.